Viele kennen das Problem, es ist verflixt schwierig in der Bewegung verwacklungsfreie Bilder aufzunehmen – da reicht ein ruhiges Händchen nicht mehr aus. Zum Glück gibt es einen nützlichen Helfer, der dabei Abhilfe schaffen kann: die Steadycam. Auch unsere Mediengestalter Bild und Ton lernen während der Ausbildung oder Umschulung mit der Steadycam umzugehen.
Doch was genau ist eigentlich eine Steadycam?
Eine Steadycam ist ein Stabilisierungssystem für die Kamera bzw. Schwebestativ, das verwacklungsfreie Bewegtbildaufnahmen von mobilen Kameras ermöglicht. Kameramänner/frauen können sich mit der Steadycam frei bewegen, denn sie entkoppelt die Kamera von den Bewegungen des/r Kameramanns/frau. Die Bewegungen der Hand werden kompensiert, um ein deutlich stabileres Bild zu erhalten. Deshalb wird sie häufig bei Film- und Fernsehproduktionen, Sportübertragungen oder in der Werbung eingesetzt. Aber auch für Hobbyfilmer gibt’s kleine Systeme für die private Kamera, die nicht tausende Euros kosten.
Wie funktioniert eine Steadycam?
Das Schwebestativ nutzt Trägheit, Kipp- und Neigestabilität (Trägheitsmoment) eines Gegengewichts. In der Physik wird dies als zweiseitiger Hebel bezeichnet. An der einen Seite, dem Lastarm, ist die Kamera befestigt und an der zweiten, dem Kraftarm, das Ausgleichsgewicht. Im Drehzentrum, der Mitte der Verbindung, befindet sich der Handgriff der Steadycam. Sie ist dann perfekt eingestellt, wenn die Gewichte auf beiden Seiten so austariert sind, dass der Schwerpunkt im Handgriff liegt. Auf diese Weise wird das Wackeln der Aufnahmen durch das mit den weit auseinander liegenden Massen einhergehende Trägheitsmoment reduziert. Durch die Abkopplung der Bewegungen von Kamera und Kameramann/frau werden die Aufnahmen jedoch nicht nur verwacklungsfrei, sondern auch der Kameramann/frau entlastet. Ein schmerzhaftes Drehmoment auf sein Handgelenk kann vermieden werden.
Es gibt verschiedene Ausführungen der Steadycam, die an das Gewicht der Kamera angepasst sind. Bei leichten Handkameras kann der Kameramann/frau das gesamte Systemgewicht mit der Hand tragen, das wird jedoch mit zunehmender Größe und Gewicht der Kamera immer schwieriger. Aus diesem Grund wird bei schwerem Equipment entweder eine Armstütze oder eine Weste eingesetzt, die das Gewicht auf den ganzen Körper überträgt.
Hersteller
Das erste Patent erhielt die Cinema Products Corporation vom Erfinder selbst. Der Name Steadicam mit „i“ ist daher lizenziert. Andere Hersteller vertreiben jedoch eigene Versionen unter abgewandeltem Namen, statt mit „i“ wird der Name dann mit „y“ geschrieben (Steadycam). Nachdem Cinema Products Corporation im Jahr 2000 geschlossen wurde, wurde die Lizenz an das Unternehmen Tiffen verkauft.
Die Geschichte der Steadycam
Die Steadycam wurde Anfang der 1970er Jahre von dem Kameramann Garrett Brown entwickelt. Im Jahr 1974 wurde sie das erste Mal im kommerziellen Betrieb, beim Dreh des Films „Bound for Glory“ von Hal Ashbay, verwendet. Einen durchschlagenden Erfolg hatte die Steadycam dann beim Dreh der Filme „Rocky“ und „Marathon Man“. Stanley Kubik wurde auf Garrett Browns Erfindung aufmerksam und schließlich wurde das Steadycam-System bei der Verfilmung von Steven Kings Roman „Shining“ eingesetzt. 1978 bekam Garrett Brown sogar den Oscar für technische Erfindungen, weil die Steadycam den Filmemachern vielfältige neue Möglichkeiten und Perspektiven eröffnet.
Unsere Mediengestalter lernen also dem Umgang mit einem sehr nützlichen Tool, das sie im späteren Alltag in der Medienbranche gut gebrauchen können.